Freitag, 29. November 2013

Jovenes, Computer und Auto

Die Jugendlichen in Procedi haben jetzt die Chance, einen modernen Computer mit Windows 8 zu nutzen. Dank der freundlichen Spende der Christuskirche konnte ich dafür sorgen, dass in Zukunft im Projekt ein Internetanschluss und eben besagter Computer angeschafft werden konnte. Ich durfte ihn also offiziell an Flor überreichen. Nutzen werden ihn aber hoffentlich die 40 Jugendlichen von denen heute immerhin 20 da waren.
Also gut, ich gebs zu, ich habe ihn nach der Aufnahme wieder mitgenommen um die Software auf dem Rechner noch zu vervollständigen.
Eine besondere Herausforderung war die Windows 8 Installation in Spanisch. Es macht ja auch keinen Sinn ein Betriebssystem in einer Sprache zu installieren, die die Anwender nicht verstehen. Das Einzige was ich noch nicht raus habe, ist wie ich das @ per Taste eingebe. ALT 64 geht auch ist aber auf Dauer doof.

Apropos Jugendliche: Mit denen hatte ich einige sehr spannende Gespräche. Nachdem die begriffen haben, dass, obwohl ich im ähnlichen Alter wie Flor bin, ich mich unglaublicherweise für die Belange von Jugendlichen einsetze. Mal sehen, ob ich die Erwartungen auch erfüllen kann.
Ich werde es versuchen. Beim Ausflug habe ich die Chance dazu.

Apropos Ausflug. Böse wie ich bin habe ich die nächste Baustelle ausgemacht. Neben einer neuen Kupplung braucht der Bus auch eine Generalüberholung am rechten Hinterrad. Als ich das anmerkte zuckten Sabine und Buchhalterin Patty zusammen und meinten, dass dafür kein Geld da wäre.
Das kanns ja wohl nicht sein. Wir reden hier über umgerechnet 200 Euro. Bitte, bitte, liebe Mitleser. Tut mir den Gefallen und überweist etwas an Procedi, damit wir auch weiterhin gefahrlos den Bus nutzen können.
In der Werkstatt haben sich übrigens 3 Mann mit unserem Hinterrad beschäftigt (siehe Foto)
3 Mann arbeiten am Hinterrad vom Procedi-Bus
Ach ja, wer die Kontodaten braucht, hier sind sie:

Evangelisches Jugendwerk Hessen e.V.
Konto-Nr.: 4116666
BLZ: 520 604 10
Evangelische Kreditgenossenschaft eG
Verwendungszweck: PROCEDI - wegen Gerhards Blog

(Und Patenkinder hätten wir auch noch ein paar ganz niedliche anzubieten - leider nicht zum mitnehmen dafür aber zum Sonderpreis von nur 32 Euro/Monat. Weitere Infos unter www.procedi.de)

Donnerstag, 28. November 2013

Besuche im Viertel



Entschuldigung, dass der heutige Blog so spät kommt, aber die Firma Tigo meinte, dass ich mein Internetlimit an GBs aufgebraucht hätte und ich solle gefälligst nachladen. Das ist jedoch auch in Guatemala abends um 21 Uhr etwas schwierig. Jetzt geht es aber wieder.
 
Der heutige Tag im Projekt war geprägt durch die Turniere von Tischtennis und Schach.
Eduardo hatte das Ganze organisiert und war sozusagen der „Master of Desaster“.
Trotz dem Chaos schafft er es aber die Kids zu begeistern und bei der Sache zu halten. ER hat da einfach ein Händchen dafür.

Tischtennisturnier
Beim Tischtennis ist die Stimmung gut und aktiv und beim Schach sind alle ziemlich ruhig. Äußerst faszinierend, bei dieser Gruppe. Aber Eduardo begeistert sie alle, der hat ein Händchen dafür.

Schachturnier
Ich muss die "Arena" jetzt aber verlassen und darf mit Ernesto und Karina „Hausbesuche“ bei den neuen Kids im Projekt machen.
Normalerweise sieht man diese Blechhütten ja nur von außen. Wir dürfen auch rein und die Armut in ihrer vollen Auswirkung "bewundern".
Ich komme mir richtig schlecht vor, weil ich ja auch den Auftrag habe, die Situation der Familien im Bild festzuhalten.

Es ist für mich erschreckend in welchen äußeren Verhältnissen hier Kinder aufwachsen, spielen und lernen müssen. Ich halte es für gut, dass es Projekte wie Procedi gibt, die Kindern ein sicheres und auch äußerlich ansprechenderes Umfeld bietet. Man merkt ja auch, dass die Kinder gerne kommen.
Selbst unser miesester sozialer Wohnungsbau ist besser als diese Blechhütten auch wenn sie teilweise durchaus liebevoll eingerichtet sind und eine gewisse Ordnung herrscht.

Trotzdem haben die Familien hier erst mal keine Chance auf etwas besseres, da dazu einfach das Geld nicht reicht. Fließend Wasser hatte keine der von uns besuchten Familien – Ich habe es wenigstens nicht gesehen. Nur Wasserfässer.
Ich gebe zu, dass ich froh war, wieder im Projekt zu sein, aber für die Kinder ist das die Heimat. Ich bin froh, dass ich das erleben darf, werde aber nach meiner Rückkehr sämtliche Politiker meines Umfeldes auffordern, dass da politisch etwas passiert. Solche Zustände lassen sich nicht mit ein paar gespendeten Euros beseitigen. Da muss Druck auf die koruppten Regierungen ausgeübt werden. Alle behaupten doch, dass Deutschland so mächtig ist.
Oder sind unsere Politiker etwa genauso? Sind wir doch auch nur eine BRD (Bananen-Republik-Deutschland) mit Politikern die vor allem das eigene Wohl im Auge haben?

Mittwoch, 27. November 2013

Kulturelle Unterschiede

Bei einem langen und für mich sehr hilfreichen Treffen mit Sabine (vom Vorstand Procedi in Guatemala) habe ich einen kleinen Einblick in die Organisations- und Finanzstruktur bekommen. Als kirchlicher Hauptamtlicher kenne ich unsere Strukturen einigermaßen. Besonders was das Rechnungswesen anbelangt. Das ist hier in Guatemala ein bißchen anders. Die Abrechnungen sind hier, sagen wir mal so: Etwas kreativer. Obwohl eigentlich dazu verpflichtet (vom Staat) stellen viele Händler keine Quittungen aus und es müssen Eigenbelege geschrieben werden.

Ich will jetzt versuchen, die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass sie die Abrechnung mindestens mal so machen, wie wir auf unseren Freizeiten. Da gibt es auch mal den einen oder anderen Eigenbeleg. Aber alles wird auf eine Liste eingetragen und die Belege aufgeklebt und das ganze ist nicht einfach so eine "Lose-Blatt-Sammlung".
Wichtig ist, dass den Verantwortlichen klar wird, dass dadurch für alle Beteiligten und das sind hier ziemlich viele, die Arbeit einfacher und übersichtlicher wird.

Viele Dinge habe ich mit Sabine besprochen und dabei ist praktisch der gesamte Dienstag drauf gegangen. Ich denke aber, dass die Zeit mindestens für mich, gut investiert war, denn ich habe ein paar organisatorische Baustellen gefunden, die sich mit wenig Mühe wahrscheinlich gut reparieren und klären lassen.

Und ich freue mich jetzt auf die Kids. Die sind schließlich der Hauptgrund, warum ich hier bin. Die sind einfach nur klasse!
Und bei aller Kritik an Einzelpunkten: Procedi ist ein Superprojekt, was unbedingt weiter gefördert und unterstützt werden sollte. Wers nicht glaubt, sollte einfach mal herkommen und selber gucken.

Montag, 25. November 2013

Halbzeit

Jetzt ist die Hälfte meiner Zeit in Guatemala schon rum. Ich will eigentlich nicht heim, oder wenn dann nur um Geld zu sammeln und so schnell wie möglich wieder hier her zu kommen. Am Liebsten mal im Sommer, wenn im Projekt alles mal normal läuft. Zum Glück gibts Facebook.
Und dann definitiv weniger als 90 Tage. Das mit dem einen Tag länger nervt schon. Vielen Dank an Yasin-Reisen Groß Karben, das mit dem Rechnen üben wir dann noch mal :-(
 
Für das Projekt gibt es einen neuen Rechner mit Internetzugang und Windows 8, der für die Jugendlichen kostenfrei nutzbar ist. (Okay, den Internetstick gibts erst, wenn ich wieder nach Deutschland fliege. ;-)
und im Augenblick steht der Rechner auch noch bei mir und ich muss ihn erst noch virensicher machen. Außerdem ist Windows 8 auf spanisch eine besondere Herausforderung.

Mal sehen wie es im Projekt weitergeht. Der Ausflug ist für den 5.12. angesetzt. Die Bauarbeiten im Projekt (wegen der undichten Wand) haben begonnen. Ernesto wird also im nächsten Schuljahr hoffentlich ein trockenes Büro haben und ohne Schimmel arbeiten können. Die Bäder sind wieder voll einsatzfähig.
Das alles macht mich glücklich.
Meine Patenkinder Kambli und Chantala sind einfach zum Knutschen, der Kontakt zu Lucy wächst langsam.

Aber es gibt auch Beverly, Jocelyn, Michel, Jenifer und einige Andere, die sehr bemüht um mich sind, mir beim Mittagessen langsam die spanische Sprache erklären oder sich tierisch freuen, wenn sie mich beim "Halli Galli" besiegen können.

Beim Mittagessen
Auch die Jugendlichen vom Englischkurs sind cool. Die haben halt Englisch wie in der Schule erwartet und nicht, dass da einer kommt und Lernspiele veranstaltet, die sogar noch Spaß machen... :-))))
(Das ich bei meiner "Schulphobie" mal Englischunterricht gebe hätte ich auch nicht gedacht, aber das Leben hält halt doch die ungewöhnlichsten Überraschungen bereit)
Englischkurs
Meine Beobachtungen habe ich zu Papier gebracht und an Saskia, Marina und Sabine weitergeleitet. Flor und Ernesto kriegen das Papier, wenn meine spanische Übersetzung abgesegnet ist.
Das Projekt ist super und muss weiter gehen. Für die Kinder ist es eine Oase im "Krieg des Lebens". Hier können und dürfen sie Kind sein. Danke Deutschland, dass ihr mithelft und Procedi unterstützt.

Sonntag, 24. November 2013

Bauarbeiten 2 - Außenwand


Ja, ich bin schuld (oder zwecks Schuldweiterschiebung: die Christuskirche), dass die schön bemalte Außenwand von Procedi von rücksichtslosen Bauarbeitern zertrümmert wird und in einen Flickenteppich verwandelt wird.
Ich hab noch mal ein Foto gemacht, aber das war es auch.

Leider ist dieser harte Schritt nötig, um das Haus auch in den nächsten Jahren vor Wasser zu schützen und dafür zu sorgen, dass auch Ernesto in Zukunft höchstens Pilze der Marke Gallo in seinem Büro hat und nicht mehr die biologischen Schwarzen (siehe Foto unten) an der Wand.

Außerdem haben wir dann im nächsten Jahr die Chance, im Rahmen eines Projektes die Wand neu zu bemalen. Für die Farben werden wir das Geld wohl auch noch zusammenbekommen.
Die Wand wird also grundlegend saniert. und dann muss ich mal Kassensturz machen, wieviel Geld ich noch ausgeben kann...Aber der Ausflug ist auf jeden Fall noch drin!
Und die Fotos der reparierten Wand gibts in den nächsten Tagen.

Außerdem steht das nächste Projekt in Procedi vor der Tür, oder besser gesagt in Hof: Die Kupplung vom Bus hat schlappgemacht und musste repariert werden. Nein, es ist kein Fiat und auch kein Mercedes, sondern ein Mitsubishi, wie es hier viele gibt. Dummerweise ist der auch schon etwas älter und spätestens in 3-4 Jahren ist wohl ein neuer fällig. Der Bus ist absolut notwendig um u.a. Einkäufe und Personen zu transportieren. Ich habe jetzt schon einige Male Getränke vom Supermarkt in mein Appartement geschleppt - bei einer guten halben Stunde Fußmarsch merkt man das dann irgendwann schon.

Ach ja, eine Radmutter fehlt auch, aber wenn ich da habe, schraube ich die notfalls auch selbst dran.

Wenn ihr was spenden wollt, bitte allgemein für Procedi und nicht für eine bestimmte Sache im Projekt. All das, was ich hier berichte, wurde bereits finanziert. Aber es gibt ganz viele Sachen, und auch laufende Kosten, die finanziert werden müssen. Dafür brauchen wir das Geld
Und der Hinweis "wegen Gerhards Blog" bedeutet nur, dass wir wissen dass ihr von meinem Blog "überredet" worden seid, etwas für Procedi zu spenden. Ich kriege (hoffentlich) nur eine Gesamtsumme mitgeteilt und keine Einzeldaten, aber das ist mir auch egal. Ich freue mich, wenn Ihr überhaupt was spendet, auch wenn es ohne den Hinweis auf meinen Blog ist.

Hier noch mal die Kontonummer, und da gibt es auch eine Spendenquittung.
Evangelisches Jugendwerk Hessen e.V.
Konto-Nr.: 4116666
BLZ: 520 604 10
Evangelische Kreditgenossenschaft eG
Verwendungszweck: PROCEDI - wegen Gerhards Blog

Und für alle, die es beim ersten Mal nicht mitbekommen haben, hier gibts auch den Clip zum Spenden - ja, am Schluss ist der Ton nicht so toll, aber das kann ich erst zu Hause umstellen.

Zum Procedi-Spendenvideo

Freitag, 22. November 2013

Plätzchenbacken

Weihnachten kommt wie jedes Jahr völlig überraschend und bei 25 Grad und strahlendem Sonnenschein ist mir eigentlich mehr nach einem CaiPirinha, als nach Glühwein. Ich gebs zu: In Weihnachtsstimmung bin ich auch nicht wirklich. Aber der Kalender sagt, dass es feste auf Weihnachten zu geht.
Hier in Guatemala erkennt man das daran, dass auf einmal überall wieder Weihnachtsbäume aus Plastik und Metall "wachsen". Ab und an ist auch ein Hahn zu erkennen, das Erkennungsmerkmal der Brauerei Gallo, die übrigens wirklich ein sehr gutes Bier herstellen.
Nach dem wir heute mit dem Taxi ins Projekt gefahren sind, weil die Kupplung vom Bus dummerweise gestern schlappgemacht hat, konnte mit einiger Verspätung dann auch das Plätzchenbachen beginnen. Außerdem wurden die neuen Salatpflanzen gepflanzt. Alle waren mit Begeisterung bei der Sache, auch wenn den Gärtnern die intensive Beschäftigung mit der Erde anzusehen war.
Die Beete sehen richtig toll aus. Da hat die Gartengruppe unter Leitung von Ernesto eine tolle Arbeit geleistet.Und auch wenn es nicht unbedingt so aussieht: Das in der Mitte ist eigentlich ein Weg, aber die Kids haben es mit dem Bewässern seeeeehr gut gemeint.
Aber zurück zum Backen. Unterstützt von zwei Müttern aus dem Viertel probierten die Kids meine mitgebrachten Ausstechförmchen aus. Zum Glück war es eine große Menge, so dass alle gleichzeitig arbeiten konnten.Und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen (und schmecken) lassen.
Mir kam dann spontan die Idee, einen Teil der heutigen Fotos mal anders zu präsentieren.

Donnerstag, 21. November 2013

Musik und Läuseshampoo

Heute morgen war wieder der Wurm drin - auf der Straße. Es gab irgendwo zwischen Mixco und der Zone 18 einen Unfall und es war Stau, wie auf der A5. Ernesto zeigte uns auf seinem Smartphone eine App, welche die Staus auf der gesamten Strecke anzeigte. Eine Bemerkung war - Verkehrsbehinderung durch eine Chinesin.Das war eine Dame, die wir live erlebt hatten und die auf der 3 spurigen Straße wenden wollte.
Na gut, so was kommt hier halt vor.
Da wir gerade an einem Café vorbeikamen fragte Flor, ob wir statt im Stau zu stehen lieber einen Kaffee wollten. So gab es dann erst mal ein zweites Frühstück, bevor wir weiter ins Projekt fuhren.
Dort gab es dann erst eine Besprechung mit Leonel, dem Ingeniero, der auch für die Wandsanierung zuständig ist, dann eines mit Flor und dann quengelten die Kids, dass heute eigentlich singen dran wäre und ich gefälligst mit ihnen singen sollte.
und die waren heute echt klasse. Hier zwei Beispiele:



Dann gab es zum Schluß von Ernesto noch ein besonderes Geschenk für Tobi, Sebastian und mich:
Anti-Läuse-Shampoo. Er erklärte uns, dass wir sozusagen vorbeugen müssten da viele von den Kids Läuse haben. Wie bereits erwähnt sind die Guatemalteken sehr körperlich orientiert und deswegen kommen ständig Kids und umarmen uns oder wollen uns einfach nah sein. Eine gute Gelegenheit für Ungeziefer, den Wirt zu wechseln...
Na gut, dann werden wir also giftig. Die Einweisung von Ernesto und die spanische Gebrauchsanweisung zusammen geben den Läusen keine Chance - und notfalls kommen die Klamotten in die Tiefkühltruhe...
Aber hey, ich bin hier um mit den Kids zusammen zu sein und gegen das Ungeziefer findet sich ein Weg.
Sogar mein Magen hat bisher alles ganz gut überstanden.
Ich habe bisher hier nichts negatives erlebt, und habe schon "angedroht": Ich komme wieder!

Mittwoch, 20. November 2013

Josue Daniel


Jetzt habe ich endlich auch Patenkind Nr. 5, Josue Daniel, kennengelernt. Der einzige Junge in meiner Mädelsriege, doch der wohnt nicht mehr in Lomas de Sta. Faz. Da ist es für die Familie zu gefährlich gewesen. Deshalb ist die Familie nach Chimaltenango gezogen.


Es ist schon ein seltsames Land, dieses Guatemala. Auf der einen Seite die wunderschöne Landschaft, die (meistens) sehr freundlichen Menschen und auf der anderen Seite überall schwerbewaffnete Sicherheitsleute.
Sogar einfache Getränke-LKWs werden von bewaffnetem Sicherheitspersonal gesichert. An jeder Bank stehen zum Teil mehrere bewaffnete Posten herum.
Ach ja und neben großen Villen wird bei Normalguatemalteken das Haus der Marke Wellblech gerne?? genommen. :-(
Trotzdem ist für mich das bisher einzig Schwierige die Sprache (abgesehen von meinem Kampf mit den Geldautomaten). Ich verstehe inzwischen ziemlich viel, nur mit dem Reden hapert es noch ein bisschen.

Also wir waren bei Josue Daniel und seiner Familie. Richtig nette Leute und nachdem Josue seine Angst vor dem großen weißen Mann verloren hat (die Guatemalteken sind schon ziemlich klein...) und merkte, dass der nicht beißt sondern nur spielen will, war auch eine ganz nette Unterhaltung möglich. Ich habe zwar immer noch mein Wörterbuch dabei, aber in den meisten Fällen geht es inzwischen auch ohne :-))


Josue und sein großer Bruder führten uns ein bisschen in der Gegend herum, damit uns auch wirklich klar wird, das Guatemala ein Gebirgsland ist.
Wir hatten einen herrlichen Blick auf den Vulkan Agua und rutschten die unmöglichsten Pfade herunter, immer mit der Gewissheit: "runter kommen.sie alle"

Warum tu ich mir das in meinem Alter eigentlich noch an?
Ich bin jetzt 52 - aber wohl immer noch Kind genug, denn es hat mir riesigen Spaß gemacht, mit den 2 Halbwüchsigen in den Bergen rum zu klettern.
Obwohl ich am Anfang ein bisschen Angst vor der Begegnung hatte, war es am Schluss trotz der offensichtlichen Armut der Familie ein sehr bewegendes und schönes Erlebnis, denn ich war am Schluss nicht nur der reiche Patenonkel aus Deutschland, sondern eher ein Kumpel von weit her, dem man unbedingt zeigen wollte wie und wo man lebt. 
An einer Quelle
v.l. Ernesto, Sebastian, Tobias, Gerhard, Josue Daniel




Was am Ende dahin mündete, dass ich Josue bat "Un poco despacio por favor" denn er quatschte halt einfach drauf los aber ich wollte ja auch verstehen was er sagte..
Am Ende kamen wir noch an einem richtig schönen Waldspiel- und Grillplatz vorbei. Der war auch als solcher markiert. Irritiert hat mich nur am Eingang das folgende Schild:
Was haben die Kirchen hier angestellt, dass sie hier keine religiösen Veranstaltungen machen dürfen? Man versuchte mir zu erklären, dass es zu viele Veranstaltungen wären, und der Platz dann nur mit Gottesdiensten ausgelastet wäre. Und es gibt natürlich Differenzen zwischen den "Vereinen". Jesus hätte garantiert seine helle Freude daran, aber solche frommen Leute haben ihn ja schon mal ans Kreuz genagelt. Der Erhalt der Macht ist wohl wichtiger, als das Wohl der Menschen. :-((((
Okay, es gibt hier extrem viele Freikirchen. In einem Ort bis zu 5 oder noch mehr Verschiedene, die alle eine Kirche bzw. Versammlungraum unterhalten. Ein bisschen Kooperation wäre vielleicht schon hilfreich, aber das schaffen wir ja auch in Deutschland meistens nicht.
Schade eigentlich!!!
(Ach ja, den "reichen" Patenonkel aus Europa lasse ich aber doch noch mal raushängen, denn ich finanziere der Familie den Anschluss ans Wassernetz. Bis Weihnachten müsste das zu schaffen sein.)

Dienstag, 19. November 2013

Projekt und Verwaltung

Da heute Montag ist ging die Arbeit im Projekt wieder los. Also wieder viel Singen, Tanzen und Spielen. (In meiner Gruppe) Bei den Kids sind einige dabei, die richtig schöne Stimmen haben. Da macht das Arbeiten richtig Spaß.
Aber auch in den anderen Gruppen wird fleißig gewerkelt und gebastelt. Die Zeitungsschnipsel fliegen überall herum und es klebt. Aber der Kleber ist toll: Erklebt extrem und geht super wieder ab. Und die Ergebnisse werden richtig schön.

Ob es auch praktisch ist, ist eine andere Frage, aber der große Dekomensch war ich ja noch nie. Na ja, man kann nicht alles haben.
Im Garten ist jetzt Pflanzzeit angesagt, damit im Januar ordentlich geerntet werden kann. Also müssen die Beete für die neuen Pflanzen vorbereitet werden.
Blick in den Garten von Procedi

Der Tag im Projekt geht langsam zu Ende. Auch Kambli zieht ziemlich früh ab, hat aber eine gute Entschuldigung - sie ist krank. Sie will zwar da bleiben aber ich scheuche sie dann doch nach Hause, damit sie sich ins Bett legt.
Wir fahren noch auf einen Kaffee mit Sabine los und besprechen dann über 3 Stunden lang, wie es warum mit dem Projekt weiter geht, welche Kinder aufgenommen werden und welche Kriterien wo angewandt werden. Alles nicht so einfach und es müssen Kompromisse gemacht werden. Das ist besonders für Flor schwer, die ja auch viel Arbeit ins Projekt rein steckt.

v.l. Sabine, Flor, Ernesto, Tobias (ich hab das Foto gemacht)
Mal sehen wie es weiter geht. Ich bin dafür! Auch wenn unsere deutsche Gründlichkeit hier manchmal für Unverständnis sorgt. Man neigt dazu, zu schnell unsere Einstellung als allgemeingültig vorauszusetzen.
Leider geht das nicht und deshalb wir es immer wieder Spannungen zwischen Deutschen und Guatemalteken geben. Ich gehe aber mal davon aus, dass die Probleme alle halbwegs lösbar sind
Ach ja, die von mir angedachten Lösungen kosten Geld. Deshalb dürft Ihr jetzt alle was Spenden unter
(Es gibt auch Armut und Probleme außerhalb der Philippinen...)

Evangelisches Jugendwerk Hessen e.V.
Konto-Nr.: 4116666
BLZ: 520 604 10
Evangelische Kreditgenossenschaft eG
Verwendungszweck: PROCEDI - wegen Gerhards Blog

Montag, 18. November 2013

Frühstück und Walmart

Ja, ich weiß, ich war das ganze Wochenende auf Tauchstation. Ich habe ziemlich rumgegammelt.
Am Samstag rief Flor an und fragte, ob wir in Tecpan frühstücken gehen. Na gut, dann habe ich halt mein schon aufgestelltes Kaffeewasser wieder abgeschaltet und wir sind nach Tecpan frühstücken gefahren. Das war übrigens sehr nett da.
Ein "desajuno typico"

Lange haben wir da mit David und seiner Freundin, Tobi, Flor und ich gesessen und gefrühstückt. Dann kamen noch Andrea und eine Komilitonin vorbei, mit denen Tobi das Wochenende verbringen wollte.
Auf dem Rückweg haben wir noch einen "kurzen" Stop bei Walmart eingelegt. Einmal im Jahr machen die im ganzenzen Land einen Weihnachtssonderaktionsverkauf. Das ist dann wie bei uns am verkaufsoffenen Sonntag: Das ganze Land rennt los umstark reduzierte Ware einzukaufen.
Es lohnt sich aber wirklich. Trotz der ständigen Sonderaktionen wurde die Ware noch mal kräftig reduziert.
Da ich für das Projekt eh noch einen PC anschaffen wollte, war es ein guter Zeitpunkt.
Aber schon auf dem Parkplatz merkte man, dass das Getümmel noch stärker als sonst war
Beim Walmart war die Hölle los
Wir kauften schließlich einen Laptop mit ausreichender Ausstattung, damit die Jugendlichen in Procedi keine digitalen Analphabeten bleiben. Und den Rest des Wochenendes verbrachte ich damit 1. Windows 8 auf Spanisch zu installieren, 2. Ein Programm zu suchen, was aus der Windows 8 Oberfläche so was wie Windows 7 macht und 3. zu versuchen dass das Teil so eingerichtet wird, dass die Jugendlichen es nicht in einer Woche schon wieder platt gemacht haben.
Ein Anfang ist gemacht, aber ich werde wohl noch ein bißchen basteln müssen.
Am Sonntag habe ich dann noch eine Maus besorgt, denn ich musste sowieso noch einkaufen und da konnte ich die gleich mitbringen. Mal sehen, vielleicht richte ich meinen kleinen Laptop übungshalber auch mal auf Win 7 um. irgendwie habe ich das Gefühl, er laüft dann schneller. Ach ja, das erste Video hab ich auf dem neuen Rechner schon geguckt und nette Spiele sind auch dabei. Es fehlt halt noch Office. Das muss ich noch besorgen.



Freitag, 15. November 2013

Palin

Heute waren wir in Palin und lernten dort Gladys und ihre Familie kennen. Sie sind aus Lomas de Sta. Faz weggezogen, weil sie dort bedroht und erpresst wurden. Insgesamt 5 Kinder bzw. Jugendliche werden von Procedi extern betreut und unterstützt. Diese Familien werden von Flor und Ernesto regelmäßig besucht und heute durften Tobi und ich halt mit.
Obwohl ich hier schon einiges gesehen habe, hat mich der Besuch in Palin doch ziemlich mitgenommen.



Es gibt keine richtigen Straßen, nur Trampelpfade. Die "Behausungen" stehen direkt neben einer koreanischen Klamottenfabrik. Diese Wellblechbungalows mit etwa 1-2 Räumen (für 6-12 Personen), einer Notdurfteinrichtung (zu diesem Loch würde ich nicht Toilette sagen) und einer Feuerstelle zum kochen sind meiner Meinung nach Menschenunwürdig. Ernesto erklärte mir, dass es in der Zone 18 teilweise noch schlimmer ist und das in Guatemala viele Menschen so "wohnen".
Ich war jetzt schon in einigen armen Gegenden auf der Welt, aber das hat mich doch ziemlich erschüttert. Gut zugegeben, so nah dran bzw. drin war ich noch nie.
Im "Wohnzimmer" der Familie

Im Haus von Gladys wurden wir aber freundlich empfangen und bewirtet. Trotz der Umstände ist Gladys wohl eine ziemlich gute Schülerin und es ist ihr zu gönnen, dass sie aus diesen Lebensumständen möglichst schnell heraus kommt.
Ein Strahlen kommt in ihre Augen, als wir den Ausflug erwähnen. Da will sie unbedingt mit.
Irgendwie kommen Ausflüge immer gut an. das ist mir auch im Projekt schon aufgefallen.

Obwohl ich schon gewisse Hemmungen habe, traue ich mich nach Aufforderung durch Gladys Mutter ein Foto vom Schlafzimmer zu machen. Die wenigen Habseligkeiten sind ordentlich aufgeräumt und es ist verhältnismäßig sauber. Den Staub kann man in so einer Umgebung einfach nicht vermeiden. Und die Haustiere (Huhn, Schwein, Hund) gibt es ja auch noch.
 
Jetzt habe ich also das "Glück" gehabt, von "normalen" Guatemalteken eingeladen worden zu sein.
Die Menschen sind total liebenswert und freundlich, auch uns Ausländern gegenüber. Ich finde es bewundernswert, wie sie ihr Schicksal ertragen, insbesondere die nicht vorandenen Straßen. Bei Regen muss sich das hügelige Gebiet in eine totale Schlammmasse verwandeln.
Na ja, wie so was ausgehen kann, sieht man ja gerade auf den Philippinen.
Warum tun eigentlich die Regierungen nichts gegen so was? Kann unsere ach so mächtige Frau Merkel nicht mal Druck auf die hiesigen Bonzen ausüben, dass sie endlich mal was gegen diese Armut tun, anstatt nur in ihren schwerbewachten, mit Stacheldraht gesicherten Villen zu sitzen und das Klima und den Wohlstand zu genießen?
Zum Glück gibt es ja Organisationen wie Procedi, die wenigstens ein bißchen was tun, dass es der nächsten Generation besser geht. Die Politiker denken ja meistens nur an sich und ihre Macht.
Wenn sie die wenigstens mal sinnvoll einsetzen würden...

Bauarbeiten 1 - Banos

Der erste Erfolg

Vielen Dank an das Publikum der Kärber Kirchenmäuse

Auf dem gesamten Hinflug habe ich darüber nachgedacht, was ich wohl am Besten mit den Kollekten mache, die ich vom Jubiläumskonzert der Kirchenmäuse und von der Christuskirche Bad Vilbel im Gepäck habe.
leich bei unserem allerersten Rundgang wurden uns ja auch mit gewissem Stolz die Bäder präsentiert.
Die wirkten allerdings auf mich etwas unfertig.

Die nicht vorhandenen Duschen und ein defekter Hahn
Auf Nachfrage erklärte man mir, dass die Durchlauferhitzer für warmes Wasser durchgebrannt sind, weil die Kids das Wasser nur ein bisschen aufgedreht haben. Nicht zum Duschen, sondern einfach nur zum Spaß.
Das bedeutete, dass es in Procedi seit fast 6 Wochen keine Duschen gibt. Auf meine Nachfrage, was die Reparatur kosten sollte, wurden mir eine Summe genannt, die ungefähr der Kollekte unseres Jubiläumskonzertes entsprach. Also fragte ich Flor, wie wir die Reparatur am Besten organisieren könnten. Die war erst mal überrascht, dass ich nicht erst irgendwo 100 Formulare ausfüllen muss, sondern den Auftrag direkt selbst erteile (und am Schluß auch bezahle).
Dann ging alles ganz flott. (okay 2 Wochen hat es schon gedauert) Ich lernte Leonel den zuständigen Haustechniker kennen, hatte mein Wörterbuch, weil die ganzen Fachausdrücke habe ich in Spanisch nicht gelernt und nach einer Anzahlung konnten die Arbeiten beginnen, so dass am Freitag letzter Woche tatsächlich sämtliche Duschen wieder funktionsfähig waren (3 bei den Mädchen und 3 bei den Jungs), die Klodeckel waren repariert und aus allen Wasserhähnen kam auch Wasser raus.
Die wieder hergestellten Duschen der Jungs
(die bei den Mädchen sehen fast genauso aus)

Nur die eine kaputte Glühbirne im Mädchenklo habe ich erst gestern ausgewechselt.
Jetzt können die Bäder wieder voll genutzt werden.
Ach ja, Schwierigkeiten gab es im Rahmen der Reparatur auch. Ein Wasserhahn war defekt und musste ausgetauscht werden. Da die Dinger unter Putz liegen mussten also die Fliesen runter und die Wand aufgeklopft werden. Die größten Schwierigkeiten gab es aber an ganz anderer Stelle. Ich verlor mehrere Schlachten gegen Guatemaltekische Geldautomaten, die mir ums verrecken kein Geld ausspucken wollten. Mit Unterstützung von Ernesto ist es mir aber dann doch gelungen an einem Geldautomaten die benötigte Summe zu kriegen.
Ich freu mich schon so auf die nächsten Ausgaben...;-)

Mittwoch, 13. November 2013

Wie kann man Procedi optimieren?

Es war ein toller Tag im Projekt. Dienstags und Donnerstags arbeiten die Cascos, die freiwilligen Arbeitsgruppen und es kommen die Jugendlichen ins Projekt. Immerhin waren heute mal 7 Stück da. Mit denen habe ich dann versucht Englisch zu lernen.Eine Stunde lang haben wir die Grundzüge englischer Konversation geübt:
Guten Tag, wie heißt du, woher kommst Du usw.
Dann wurde jeder abgefragt, was zwischendurch zu großer Erheiterung führte, als Cindy die Frage wie es ihr geht mit: Ich bin 16 Jahre alt beantwortete. Da müssen wir wohl noch mal ran...
Eigentlich hat es mit den Jugendlichen viel Spaß gemacht. Sie haben sich über mein schlechtes Spanisch zwar etwas lustig gemacht, aber als ich anbot, komplett auf Englisch zu wechseln, fanden sie das auch keine besonders gute Idee.
Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß zusammen.
Über die Situation mit den Jugendlichen habe ich mich anschließend sehr lange mit Flor unterhalten.
Ich denke, dass es wichtig ist, dass die Jugendlichen nicht nur zugetextet werden, sondern man ihnen auch zuhört. Trotzdem ist meiner Meinung nach eine Struktur nötig, die bedingt, dass alle Jugendlichen, die von Procedi unterstützt werden regelmäßig ins Projekt kommen und nicht nur dann, wenn gerade das Geld für die Schule gebraucht wird oder die neuen (Schul-)Klamotten abgeholt werden.(oder wenn gerade mal irgendwelche Deutschen im Projekt zu Besuch sind)
Ich will versuchen entsprechend auf die Jugendlichen einzuwirken. Dank Kambli habe ich da ziemlich gute Karten, denn die hat inzwischen gemerkt, dass ich auch was von ihr erwarte - und mag mich wohl trotzdem noch.
Die Mischung aus Fordern und Anerkennen ist im Guatemaltekischen System nicht besonders ausgeprägt.
Klar kommen alle, wenn es Süßigkeiten oder einen Ausflug gibt, aber dass die Schulleistungen irgendwie erbracht werden müssen und dass sie ggf. im Projekt Hilfe kriegen, das müssen sie erst mal kapieren.
Es muss ihnen klar werden, dass sie von Procedi quasi ein Stipendium erhalten. Als einer der mitfinanziert kann ich das den Kids sicher auch klar machen.
Mir geht es vor allem darum den Kindern und Jugendlichen zu helfen und das Projekt Procedi zu unterstützen. Gerne auch finanziell.
Und wenn dann noch Kids wie Kambli oder Chantala dabei sind kriegen die neben Geld auch noch mein Herz.
Vielleicht kann ich kann als "Außenstehender" bei den Jugendlichen etwas mehr erreichen als Flor, die zwar einen tollen Job macht, aber eben auch das Amt der Chefin inne hat.

Ich arbeite dran. Immerhin ist Kambli bis jetzt jeden Tag im Projekt aufgetaucht und ich hoffe, dass ich sie irgendwann demnächst auch mal zu Hause besuchen kann.

Und Chantala quengelte irgendwann auch, dass ich mit ihr und Freundin Jenni endlich Halli Galli spielen soll (hab ich mitgebracht, wird jetzt gerne gespielt) und warum ich so lange bei Flor "rumsitze"
Irgendwie sind sie schon süß - alle miteinander
Sogar zu Lucy und Mabelyn kriege ich langsam einen Draht. Die haben wohl irgendwie noch nicht allzuviele gute Erfahrungen mit Erwachsenen gemacht. Ich arbeite daran, dass es anders wird.

Ach ja, für alle, die noch nicht wissen, welches Projekt sie an Weihnachten unterstützen sollen hätte ich einen Vorschlag: 

Evangelisches Jugendwerk Hessen e.V.
Konto-Nr.: 4116666
BLZ: 520 604 10
Evangelische Kreditgenossenschaft eG
Verwendungszweck: PROCEDI wegen Gerhards Blog

oder

Familienhilfe Lateinamerika & Osteuropa e.V. 

Konto-Nr.: 137018
BLZ: 380 512 90
Stadtsparkasse Bad Honnef
Verwendungszweck: PROCEDI wegen Gerhards Blog

Dienstag, 12. November 2013

Musik im Projekt

Die Musik im Projekt läuft ziemlich gut. Ich kann zwar die kreativen Gestaltungen von "Für Elise", den Flohwalzer und "we will Rock you", wohlgemerkt alles gleichzeitig, langsam nicht mehr hören, aber für die Kids ist es eine tolle Erfahrung Musik zu machen. Das hatten sie vorher noch nicht so oft und ganz langsam fangen wir an den Unterschied zwischen Lärm und Musik herauszuarbeiten.
Insbesondere beim gemeinsamen Singen kristallisiert sich heraus welche Kinder eine musikalische Anlage haben und bei wem man etwas mehr arbeiten muss.
Für mich ist das Allerwichtigste, dass es den Kids Spaß macht! Die klassischen Musikunterrichtsgestaltungen kann man hier ziemlich vergessen, da die Kids kaum in der Lage sind, sich mal länger als 2 Minuten auf etwas zu konzentrieren.



Also packe ich alle Tricks, die ich in meiner langjährigen, ehrenamtlichen Arbeit mit Kindern gelernt habe, aus und schmeiße besonders die Anleitungen der kirchlichen Chorleiterausbildung endgültig auf den Müll und versuche das Chaos in vernünftige Bahnen zu lenken. Das ist aus Kirchenmusikersicht vielleicht nicht richtig, aber es funktioniert :-)
Wir singen Deutsche Weihnachtslieder und von den Willow Creek Songs gibt es zum Glück auch Spanische Versionen. Langsam wirds.
Weihnachten kann kommen!

Montag, 11. November 2013

Auf zur Beerdigung

Mit den Musikern von den Monteflors, oder besser mit Angelita, Sabastian und Lucy fahre ich heute zu einem Beerdigungsgottesdienst. Ein Freund der Familie, nicht älter als 40. Trotzdem ist die Trauerfeier ziemlich klein.
Die Friedhofskapelle
Dafür ist der Pfarrer cool. Obwohl katholisch, predigt er wie ein Evangelist, spricht die Zuhörer an.und erwartet Reaktionen. Einschlafen geht dabei gar nicht. Er predigt von einem neuen Leben im Haus Gottes. Irgendwie schon ein bißchen evangelikal.
Die lateinamerikanische Musik dazu verbreitet trotz aller Trauer ein bißchen Lebensfreude. Alles doch etwas anders als bei uns, aber irgendwie ganz interessant.Ich glaubauf meiner Beerdigung will ich auch die etwas fröhlichere Musik, oder mindestens die Lateinamerikanische.
Der Friedhof in Mixco, einem Nachbarort von Guatemala City ist sehr amerikanisch. Man kann auch hier das Geld förmlich riechen. Hier liegen doch eher die etwas wohlhabenderen Guatemalteken.
Außerdem bekommt der Begriff "Über Leichen gehen" eine neue Bedeutung, denn alle gehen über die Wiese mit den Grabtafeln einfach drüber. Nur wenn irgendwo Blumen sind geht man außen rum. An den Gedenksteinen kann auch gepicknickt werden.

Ach ja, ein kleines Café gibt es auch. Wir kehren nach einem Rundgang über den Friedhof, wo wir auch am Grab von Angelitas Großvater vorbei kommen. Der wurde übrigens 105 Jahre alt. Im Gegensatz zu anderen hier begrabenen, die nicht einmal 30oder 40 wurden.

Eigentlich ist es hier wie ein Naherholungsgebiet. Mit Café und Sitzgelegenheiten.
Eigentlich eine nette Vorstellung: Bei der verstorbenen Verwandschaft sein und Spaß haben.

Sonntag, 10. November 2013

Angekommen

Irgendwie bin ich inzwischen hier angekommen. Ich denke nicht mehr nur ans fotographieren sondern versuche mit den Leuten zu reden und sie besser kennzulernen.
Gestern habe ich erst mal meinen Internetstick und die Handykarte aufgeladen. War etwas mühsam, aber am Ende hat mich der Mann am Handystand verstanden und mir beide aufgeladen. Außerdem habe ich mir noch ein SMS-Paket gekauft, da ich zur Zeit ganz viele SMS zu Kambli schicke und sie zu mir. So kann man auch Spanisch lernen incl. der Kurzschrift.
Dann war noch Essen einkaufen dran, denn ab und zu muss ich mich tatsächlich auch mal selbst versorgen...

Damit war der Samstagvormittag gut ausgefüllt. Mittags war dann relaxen angesagt. Ich habe mir auch schon mal ein paar Gedanken gemacht, was man bei den Vorträgen so am Besten erzählt. Was interessiert Menschen in Europa eigentlich und wie mache ich Europäern ein Land wie Guatemala schmackhaft.

Ich gebe zu, bevor ich anfing Procedi zu unterstützen wußte ich maximal daß es Guatemala gibt, dass da Krieg herrscht (bis 1996) und das war es dann. Von wunderschönen Seen und Vulkanen, den freundlichen Menschen und den riesigen Unterschieden zwischen Arm und Reich wusste ich nichts bzw. es war mir einfach egal.
Wir sitzen in Europa in unserem Wohlstand und blenden die Armut in der Welt, aber auch im eigenen Land einfach aus. Um das eigene Gewissen zu beruhigen spenden wir immer mal für Unwetteropfer, wie jetzt auf den Philippinen.
Richtige Zuwendung ist anders. Klar, das Geld ist nötig um die schlimmste Not zu lindern, aber viel wichtiger ist persönliche Zuwendung: Ein freundliches Wort, ein freundlicher Blick, ein kurzes Streicheln, das ist mehr wert, als alle Geschenke.
Überhaupt ist man hier sehr viel emotionaler. Zur Begrüßung umarmt man sich hier oder mit den Männern klatscht man ab. Das ist zwar auch bei uns im Kommen, aber viel langsamer.
Familie im weitesten Sinne ist wichtig. Onkel, Tanten, Nichten, Neffen gehören neben den direkten Verwandten einfach dazu. Ich habe bei Flor selten ein Kaffeetrinken oder Essen erlebt, wo nicht mindestens 10 Leute dabei waren. Und alle reden durcheinander - auf Spanisch, damit meine Chancen etwas zu verstehen noch kleiner werden. Aber irgendeiner der Truppe will auch immer mit mir reden - muy despacio (sehr langsam)
Ich bin inzwischen so ein bißchen Teil der Familie und so darf ich am Samstag Abend mit zur Probe der "Estudiantes Monteflor", der Musikgruppe, die ich schon in den Gottesdiensten erleben durfte. Ganz nebenbei erfahre ich, dass es die Gruppe seit 40 Jahren gibt und die auch schon mehrere CDs rausgebracht haben.
Die Probe läuft allerdings genauso chaotisch ab, wie ich es von anderen Bands gewohnt bin. Es wird geschwätzt, der Einsatz verpasst und nach Tönen gesucht. Ach ja, meinen Foto habe ich leider vergessen, daher gibt es von dem Abend keine Bilder...

Am Ende darf ich sogar mitspielen. Man reicht mir eine Gitarre, und ich schaue nach den Akkordgriffen meines Nachbarn, dann geht das schon. Alles ganz spontan - und eben total emotional. Um 11 Uhr abends ist ein wundervoller Abend zu Ende. Und morgen früh (Sonntag) geht es um 8 Uhr weiter.

Ich bin jetzt angekommen - Yo estoy aqui.


Freitag, 8. November 2013

Beten


Heute mal ein paar Gedanken ganz anderer Art zum Wochenende:
Was ich ganz toll finde, ist dass in Procedi vor jedem Essen gebetet wird. Das ist für mich um so faszinierender, da Procedi keine explizit christliche Einrichtung ist. Trotzdem machen alle Kinder mit. Es wird still, ein Kind betet vor und alle sprechen nach.
Als christlich eingestellter Mensch ist mir das Gebet sehr wichtig und es freut mich total, dass vor jeder Mahlzeit Gott gedankt wird.
Es hat wohl durchaus auch mit der Einstellung von Flor zu tun. Diese ist zwar gut katholisch und tut sich mit uns Nichtkatholiken etwas schwer (auf den Glauben bezogen) toleriert und akzeptiert aber auch uns Protestanten. Ich glaube, dass sie sich gefreut hat, dass ich mit in die katholische Kirche gegangen bin, auch wenn sie weiß, dass ich ja ein "Abtrünniger" bin, der der katholischen Kirche vor über 25 Jahren den Rücken zugekehrt hat.
Aber ich steh dazu und glaube trotzdem - gerne auch mit den katholischen Geschwistern gemeinsam.

Donnerstag, 7. November 2013

Mitarbeiter und Videodreh

Eine meiner selbstgestellten Aufgaben ist die Produktion eines Spendenaufrufs für Procedi. Immer mal wieder wird in Gemeinden oder bei Veranstaltungen für Procedi gesammelt. Und da will man schnell wissen, was Procedi eigentlich ist.
Ich finde es total schwierig die gesamte Arbeit von Procedi in so kurzer Zeit zusammenzufassen. Es ist so viel und unterschiedlich. Trotzdem ist die Arbeit von Flor, Ernesto, Eduardo, Jenny, Lourdes aber auch von den beiden Küchenfrauen Meira und Gloria oder von Chefreiniger Osbaldo extrem wichtig und sollte unbedingt weitergehen und unterstützt werden.

Osbaldo, zuständig für Ordnung und Sauberkeit

Alle Mitarbeiter sind mit ganzem Herzen und vollem Einsatz bei der Sache. Da muss man auch als Praktikant einfach mitziehen, d.h. man kann gar nicht anders. Die Kinder sind einfach klasse und unheimlich neugierig. Alles wollen sie wissen und anfassen. Das fängt beim Deutsch-Spanischen Wörterbuch an und hört (leider) beim Schlagzeug nicht auf.
Aber irgendwie muss das ja auch alles finanziert werden und so kam ich auf die Idee, ein "Spendeneintreibvideo" zu produzieren. Die Grundidee hatte ich und dann versuchten wir gemeinsam ein paar Aufnahmen zu machen.
Nachdem die Kids verstanden hatten, worum es ging bestand jetzt die Schwierigkeit darin alles natürlich aussehen zu lassen. 
Aber wie es so ist, mussten Szenen mehrfach gedreht werden, es wurde zu schnell gesprochen oder es funktionierte irgendetwas anderes nicht.
Michel beim Videodreh
Am Schluss hatte ich viele Aufnahmen, der Ton rauschte, denn die Aufnahmen entstanden mit meinem kleinen Digitalfoto. Ich wollte aber etwas fertig haben, was am 1. Dezember im Abendgottesdienst einsetzbar ist. Mit einfachsten Mitteln, das Videoschnittprogramm habe ich zu Hause auf dem PC, also musste die Microsoftstandardsoftware herhalten, ist also der nachfolgende Film enstanden. Ach ja, demnächst stehen größere Sanierungsarbeiten am Haus an. Da brauchen wir jeden Cent. Als ehemaliger Mitarbeitervertreter kann ich die gesundheitsschädliche Schimmelsituation im Büro von Ernesto nicht mehr lange ertragen. Da muss was passieren! Aber das wird richtig teuer. :-(
Aber Ihr kriegt ja alle Eure Chance. Hier der erste Entwurf vom Spenden-Video





Dienstag, 5. November 2013

Mayafußball


Heute gab es im Projekt etwas besonderes. Die Cascos, die freiwilligen Arbeitsgruppen, stellten sich uns, den Praktikanten, vor. Da gibt es eine Gruppe, die sich um den Garten kümmert, eine Gruppe die sozusagen im Notfall die Feuerwehr ist und viele andere Gruppen, die sich zusammen um Haus und Garten kümmern. Tobi ist jetzt Ehrenmitglied der Reportagegruppe (weiße Mütze) und ich bei der Kunst und Musikgruppe (mit brauner Mütze).Und es gibt eine Gruppe, die sich mit u.a. den Vorfahren der Kids nämlich den Maya beschäftigt.

Und das sozusagen ganz sportlich, denn die Maya spielten Ball nicht mit dem Fuß, sondern mit Ellbogen, Schulter und Knie. Also ganz anders, aber irgendwie spannend. Das Tor ist ein Reifen zwischen den Mannschaften
 
Eine Abwandlung gibt es in der Version von Procedi gegenüber der Mayaversion:
Die Sieger werden, nach dem Spiel, nicht den Göttern geopfert, sondern dürfen danach einfach wieder Kinder sein. 
Das Spiel ist absolut faszinierend und ich kann nachvollziehen, was die Kinder daran so toll finden besonders, wenn der Ball ins Tor geht. 


Nach der Versammlung ging es in die verschiedenen Arbeitsgruppen. Zum Beispiel zum Gießen der Pflanzen im Procedi-Gemüsegarten. 
Eine recht angenehme Sache, wenn man bei den aktuellen Temperaturen (23 - 25 Grad) mit Wasser spielen kann. Und wer dazu absolut keine Lust mehr hatte, ging zu Profe Eduardo ins Spielcasino.

Relaxen beim Spielen
Ach ja, von mir gibt es heute nicht so viele Fotos, weil ich mich mit Kambli zum Englischlernen „verdrückt“ habe. Sie war die einzige Jugendliche, die heute im Projekt auftauchte und so hatten wir eine „nette“, gemeinsame Stunde zusammen. Mal sehen, ob sie auch zu Hause ein paar Vokabeln.lernt.

Außerdem habe ich die E-Gitarre von Procedi mit neuen Saiten bestückt und der Bass kommt auch noch dran. War echt nett.Morgen gibts wieder Musik - und Englisch mit Kambli...

Montag, 4. November 2013

wieder im Projekt :-)



Heute morgen ging es wieder ins Projekt. Für meine Patenkinder habe ich Geschenketüten mit Farben, Stiften und Haribo gepackt und so bin ich dann vollbepackt in Procedi einmarschiert. Wir wurden von den Kids freudig begrüßt - umarmt und konnten kaum unseren Einkauf reintragen.
Da wussten sie ja noch nicht, dass ein unqualifizierter Chorleiter nur wenig später mit ihnen deutsche Weihnachtslieder singen wollte...


Trotzem machten sie begeistert mit. Singen in der Gruppe war halt doch was spannendes Neues für sie. Mit Unterstützung von Kambli und Tobi begannen wir also, Deutsche Weihnachtslieder einzuüben. 
Die können wir dann ja vielleicht im Deutschen Club singen - und schon wieder denke ich nur ans Geld (für Procedi)
Mal sehen, ob das am Ende was wird. Spaß gemacht hat es auf jeden Fall allen – und irgendwann treffen wir auch die richtigen Töne.Morgen geht es auf jeden Fall weiter...


Das mit dem Geld ist nicht ganz unwichtig, denn am Haus muss einiges repariert werden.Beim Strom kann ich ja selbst was machen aber vom Mauern und Verputzen oder der  Wasserinstallation verstehe ich nicht so viel. Da braucht es Handwerker. Und außerdem muss Psychologe Ernesto nicht unbedingt in einem schimmelverseuchten Raum arbeiten. Das ist glaube ich ziemlich ungesund - und Ernesto ist echt cool.

Ach ja, einkaufen war ich auch. Das Wichtigste: Saiten für die E-Gitarre im Projekt. Die alten sind a) total abgespielt und verrostet und b) nicht mehr vollständig.
Und ich konnte bei einem Schellenkranz in Fischform nicht widerstehen und habe ihn einfach mitgenommen. Ich habe ihn natürlich ordentlich bezahlt, d.h. Flor hat das erst mal getan, da ich ja mein Geld erst mal als Anzahlung für die Badreparaturen gebraucht habe.



Es sind schon verschiedene Welten in Guatemala. Auf der einen Seite diese unsägliche Armut, wo die Leute nicht wissen, was sie am nächsten Tag essen sollen und auf der anderen Seite dieser überquellende Reichtum wo die ganzen Schweine auf den Grill kommen.
Ich bin dankbar dafür, dass ich beide Seiten kennenlernen darf, weiß aber noch nicht, wo ich mich wirklich wohler fühle. Beide Seiten haben insbesondere bei der menschlichen Seite durchaus ihr gutes, andererseits stört mich in den Lomaz de Santa Faz die Armut und bei den anderen der Gleichmut mit dem die Riesenspanne zwischen Arm und reich einfach hingenommen wird.

Mal sehen, was ich hier vor Ort noch tun kann, aber Ihr, die Ihr mitlest könnt was tun:

Wir brauchen noch mindestens 18 Paten für Procedi! 
32 Euro im Monat sind für uns in der Regel machbar und bezahlbar. 
Hier in Procedi geben sie einem Kind Zukunft, Essen, Kleidung und Schulbildung. 
Ach ja, und süß sind die Kids auch noch. Wenn ihr eine Patenschaft haben wollt gibt es weitere Infos unter www.procedi.de

Und jetzt schon mal vorab ein kleines Schmankerl: