Sonntag, 10. November 2013

Angekommen

Irgendwie bin ich inzwischen hier angekommen. Ich denke nicht mehr nur ans fotographieren sondern versuche mit den Leuten zu reden und sie besser kennzulernen.
Gestern habe ich erst mal meinen Internetstick und die Handykarte aufgeladen. War etwas mühsam, aber am Ende hat mich der Mann am Handystand verstanden und mir beide aufgeladen. Außerdem habe ich mir noch ein SMS-Paket gekauft, da ich zur Zeit ganz viele SMS zu Kambli schicke und sie zu mir. So kann man auch Spanisch lernen incl. der Kurzschrift.
Dann war noch Essen einkaufen dran, denn ab und zu muss ich mich tatsächlich auch mal selbst versorgen...

Damit war der Samstagvormittag gut ausgefüllt. Mittags war dann relaxen angesagt. Ich habe mir auch schon mal ein paar Gedanken gemacht, was man bei den Vorträgen so am Besten erzählt. Was interessiert Menschen in Europa eigentlich und wie mache ich Europäern ein Land wie Guatemala schmackhaft.

Ich gebe zu, bevor ich anfing Procedi zu unterstützen wußte ich maximal daß es Guatemala gibt, dass da Krieg herrscht (bis 1996) und das war es dann. Von wunderschönen Seen und Vulkanen, den freundlichen Menschen und den riesigen Unterschieden zwischen Arm und Reich wusste ich nichts bzw. es war mir einfach egal.
Wir sitzen in Europa in unserem Wohlstand und blenden die Armut in der Welt, aber auch im eigenen Land einfach aus. Um das eigene Gewissen zu beruhigen spenden wir immer mal für Unwetteropfer, wie jetzt auf den Philippinen.
Richtige Zuwendung ist anders. Klar, das Geld ist nötig um die schlimmste Not zu lindern, aber viel wichtiger ist persönliche Zuwendung: Ein freundliches Wort, ein freundlicher Blick, ein kurzes Streicheln, das ist mehr wert, als alle Geschenke.
Überhaupt ist man hier sehr viel emotionaler. Zur Begrüßung umarmt man sich hier oder mit den Männern klatscht man ab. Das ist zwar auch bei uns im Kommen, aber viel langsamer.
Familie im weitesten Sinne ist wichtig. Onkel, Tanten, Nichten, Neffen gehören neben den direkten Verwandten einfach dazu. Ich habe bei Flor selten ein Kaffeetrinken oder Essen erlebt, wo nicht mindestens 10 Leute dabei waren. Und alle reden durcheinander - auf Spanisch, damit meine Chancen etwas zu verstehen noch kleiner werden. Aber irgendeiner der Truppe will auch immer mit mir reden - muy despacio (sehr langsam)
Ich bin inzwischen so ein bißchen Teil der Familie und so darf ich am Samstag Abend mit zur Probe der "Estudiantes Monteflor", der Musikgruppe, die ich schon in den Gottesdiensten erleben durfte. Ganz nebenbei erfahre ich, dass es die Gruppe seit 40 Jahren gibt und die auch schon mehrere CDs rausgebracht haben.
Die Probe läuft allerdings genauso chaotisch ab, wie ich es von anderen Bands gewohnt bin. Es wird geschwätzt, der Einsatz verpasst und nach Tönen gesucht. Ach ja, meinen Foto habe ich leider vergessen, daher gibt es von dem Abend keine Bilder...

Am Ende darf ich sogar mitspielen. Man reicht mir eine Gitarre, und ich schaue nach den Akkordgriffen meines Nachbarn, dann geht das schon. Alles ganz spontan - und eben total emotional. Um 11 Uhr abends ist ein wundervoller Abend zu Ende. Und morgen früh (Sonntag) geht es um 8 Uhr weiter.

Ich bin jetzt angekommen - Yo estoy aqui.


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